Neue Wege für Unternehmen: Investieren in Florida und staatliche Investitionsanreize
Der internationale Handel ist für Florida äußerst bedeutsam und im Verhältnis zu anderen U.S.-Bundesstaaten von ganz besonderem Gewicht. So betrug im Jahr 1998 allein von Miami und Tampa das gesamte internationale Handelsvolumen, d.h. der Wert aller im- und exportierten Waren, $69 Milliarden. Dies stellt im Vergleich zu dem gesamten Bruttoinlandsprodukt Floridas von etwa $380 Milliarden eine sehr hohe Summe dar. Von diesem Handelsvolumen entfielen auf den Export etwa $38 Milliarden, während der Import sich auf ca. $31 Milliarden belief. Diesem Ergebnis geht ein über das letzte Jahrzehnt stetes Wachstum voraus. Das internationale Handelsvolumen Floridas hat sich allein von 1989 bis 1998 um 145% vergrößert. Im Vergleich dazu stieg das internationale Handelsvolumen der gesamten USA jedoch lediglich um 95%.
Die neue Regierung von Florida unter Gouverneur Jeb Bush versucht nunmehr durch eine fortschrittliche Gesetzgebung, dieses hohe Niveau zu halten und Anreize dafür zu schaffen. daß Florida einen Anziehungspunkt für neue, aber auch für bereits ansässige und expansionswillige Betriebe darstellt. Dabei versucht Florida vor allem mit den sehr aggressiven Staaten Alabama, Georgia, North und South Carolina mitzuhalten, die sich mit lukrativen Vergünstigungen um ausländische Betriebe bemühen. Desweiteren geht es darum, nicht nur den Tourismus zu stärken, sondern im wesentlichen neue Betriebe oder Niederlassungen zu registrieren, die ein auf Dauer erhöhtes internationales Handelsvolumen sowie auch lokales Bruttosozialprodukt garantieren.
Es werden daher einige Vorteile angeboten, die eine Investition in Florida für verschiedene Gewerbe lukrativ gestalten können.
Zunächst bieten sich vielfache Steuervergünstigungen an, wie zum Beispiel die Befreiung von der Florida Körperschaftssteuer bei Kommandit- und Kapitalgesellschaften (Inc. und LLC.) und von der Vermögenssteuer in Bezug auf das Geschäftsinventar, das Stammkapital der Gesellschaft oder auf Transportgüter bis zu 180 Tagen. Auch kann die Mehrwertsteuer (derzeit zwischen 6-7% je nach Gemeinde) bei Gütern entfallen, die in Florida hergestellt worden und für die Ausfuhr aus Florida bestimmt sind. In Betracht kommt ebenfalls der Wegfall der Mehrwertsteuer bei dem Erwerb von Rohmaterialien, die für die Herstellung eines Verkaufsprodukts gebraucht werden, wozu auch Verpackungsmaterial zählt
Neben diesen Investitionsanreizen in Form von steuerlichen Erleichterungen, bietet Florida direkte Subventionen für Firmen oder Betriebe, die sich in Florida niederlassen wollen oder zu expandieren beabsichtigen. Diese staatlichen Investitionsanreize lassen sich in drei Kategorien einteilen:
1. Qualified Target Tax Refund Program (QTI)
Dieses, wie das folgende ORT-Programm, dient vor allem der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Es soll Betriebe bewegen, sich in Florida niederzulassen, oder bereits bestehende Betriebe veranlassen, nach Florida oder innerhalb von Florida zu expandieren. Es sieht Steuerrückerstattungen in Höhe von $3.000 für jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz vor. Dieser Anreiz wird noch auf $6.000 pro Arbeitsplatz erhöht, wenn sich der Betrieb in einer ländlichen Gemeinde oder in einem bereits bestehenden Gewerbegebiet niederläßt. Höhere Prämien sind ebenfalls für solche Firmen möglich, die besonders hohe Löhne zahlen.
Um sich für das QTI-Programm zu qualifizieren, muß der Betrieb zunächst mindestens 10 neue Arbeitsplätze schaffen oder bereits bestehende Betriebe ihre Arbeitsplätze um 10% erhöhen. Die Löhne müssen 15% über dem Durchschnitt der in der Region üblichen Löhne liegen. Schließlich muß der Betrieb einen positiven Einfluß auf die Gemeinde haben, d.h. lokale Unterstützung muß ebenfalls vorhanden sein.
Geeignete Betriebe, Industriezweige oder Tätigkeitsfelder sind insbesondere die Lebensmittelindustrie, Bekleidungsindustrie. Möbel, Papier, Holz, Chemie, Metalle, Stein, Glas, Industriemaschinen, Elektronikteile, Sicherheitstechnik, Versicherungen, Druckereien und Presse, Kommunikationsindustrie, Großhandel und Vertrieb. Die Betriebe müssen indes auch internationale Märkte bedienen und sich auch in anderen U.S.-Bundesstaaten niederlassen können, damit die Vergünstigung als wesentliche Motivation für die Standortwahl Florida gilt.
Außer Betracht bleibt allerdings der Einzelhandel sowie Firmen, die elektronische Geräte herstellen, die weiterverarbeitende Industrie und die Tourismusbranche.
2. Quick Response Training Program (QRT)
Das QRT-Programm sieht einen Subventionsfonds für kundenorientierte Ausund Weiterbildung (customized training) in neuen oder bestehenden Firmen vor. Das Programm ist flexibel aufgebaut, es kann also schnell reagiert werden. Ein lokaler Ausbildungsleiter von einem College, einer technischen Schule oder einer Universität wird den Firmen zur Seite gestellt, um sowohl die Bewerbung als auch die Entwicklung des Programms zu unterstützen. Hat ein Betrieb bereits ein Ausbildungsprogramm, so wird dieser staatliche Ausbildungsleiter das Ausbildungsprogramm leiten, organisieren und überwachen. Er ist dabei auch fiskalischer Bevollmächtigter für den Subventionsfonds. Folgende Aufwendungen können aus dem Fonds erstattet werden: Kosten für das Schulungspersonal, Entwicklung des Ausbildungsplanes, Lehrbücher, Lehrmittel sowie sonstiges Ausbildungsmaterial. Dabei gelten insbesondere Sprachkurse für Angestellte einer Firma als erstattungsfähiges Trainingsgespräch.
3. Economic Development Transportation Fund (Road Fund)
Den örtlichen Regierungen können bis zu zwei Millionen Dollar für die Bildung oder Verbesserung der verkehrstechnischen Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden, die diese dann an die investierenden Betriebe weiterleiten. Eine Mindestanzahl zu schaffender Arbeitsplätze gibt es für Anträge auf eine Gewährung von Mitteln aus diesem Fonds bis zu $200.000 nicht. Für einen darüber hinausgehenden Betrag bis zu einer Million Dollar müssen mindestens 100 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen werden, für einen Betrag über einer Millionen Dollar mindestens 200 Vollzeitarbeitsplätze. Dies gilt ebenfalls für expandierende Betriebe. Als für dieses Programm geeignete Industrien kommen die bereits unter 1.) genannten Produktionszweige in Betracht. Im Gegensatz zu dem QTI-Programm können sich für den Road Fund auch der Einzelhandel, Hotels und Messezentren bewerben.
Wie man sieht, gibt es durchaus Anreize, sich in Florida niederzulassen. Zwar wird aus diesen Programmen deutlich, daß sie in den meisten Fällen wohl nur für größere Betriebe oder Firmen in Betracht kommen, da nicht unerhebliche Investitionen verlangt werden. Dies soll jedoch auch mittelständige oder auch kleinere Betriebe nicht entmutigen, sich in Florida niederzulassen, zumal davon auszugehen ist, daß die sehr international ausgerichtete Regierung Floridas eventuell noch weitere Programme schaffen oder die Niederlassung ausländischer Unternehmen erleichtern wird.
Der Aufgabe, Firmen und Investoren bei der Auswahl eines Standortes in Florida mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, hat sich auch das Enterprise Florida angenommen, eine privatrechtlich organisierte Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Enterprise Florida hilft nicht nur großen Firmen, sondern auch Privatinvestoren, sich in Florida geschäftlich niederzulassen und erteilt zu den vorgestellten Investitionsprogrammen weitere Auskünfte. Darüber hinaus arbeitet Enterprise Florida mit lokalen Dienstleistungsanbietern zusammen und hilft somit bei einer Firmengründung in Florida sowie sonstigen wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten.
(c) 2005 – Rechtsanwalt Alexander Reus
Dieser Artikel stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar, sondern dient ausschließlich zur allgemeinen Information.
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